Am 7. Oktober 2023 hat Alla Leshenko die politische Aufklärungsseite Wemeze für einen Tag übernommen und mit acht Beiträgen über Desinformation aufgeklärt. Dies ist Teil 2.
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Alla Leshenko @ Wemeze 2/8: Desinformation und Flüchtlinge

Am häufigsten kommen die Fake News über Geflüchtete aus der rechten Ecke. Zu den beliebtesten Mythen gehören folgende Behauptungen:

1) Flüchtlinge würden vom Staat besonders gut behandelt und mit Geld und Möglichkeiten überschüttet, während die Deutschen deswegen auf was auch immer verzichten müssen. (Dies ist natürlich nicht der Fall, denn Geflüchtete bekommen in den ersten 18 Monaten ihres Aufenthalts in Deutschland deutlich weniger Geld als Bürgergeldempfänger und von Chancengleichheit brauchen wir hier gar nicht erst zu reden.)

2) Die meisten Flüchtlinge seien Wirtschaftsflüchtlinge, denn ansonsten würden ja nicht überwiegend erwachsene Männer zu uns kommen. (Tatsächlich reichen in vielen Familien, die in Gefahr geraten, die Ressourcen einfach nicht aus, um mehr als einem Mitglied die Flucht nach Europa zu ermöglichen. Für gewöhnlich sind Männer körperlich stärker und – je nach Herkunft – häufig besser ausgebildet als Frauen. Deshalb gelten ihre Chancen als größer, eine gefährliche Reise zu überleben und am Zielort einen Job zu finden. Häufig stellen sie aus traditionellen Vorstellungen heraus den Haupternährer und stehen damit in der Verantwortung, für die Familie zu sorgen. Hinzu kommt die Tatsache, dass Frauen auf der Flucht oft vergewaltigt werden.)

3) Flüchtlinge würden „unsere Frauen“ vergewaltigen. (Die meisten dieser Geschichten entpuppen sich früher oder später als unwahr. Der Polizei ist auch kein erhöhtes „Vergewaltigungsaufkommen“ unter Geflüchteten bekannt.)

4) Die Polizei würde uns belügen und die angeblich von Geflüchteten begangenen Straftaten verschweigen. (Auf diese Weise schließt sich der Kreis der perfiden Anschuldigungen und die Fake-News-Erzeuger sind stets auf sicherer Seite.)

Doch nicht nur die rechten Hetzer greifen zu Halb- oder Unwahrheiten in Verbindung mit Asylsuchenden.

Auch die demokratischen Regierungen bedienen sich gerne aus der Trickkiste der verschleiernden, soften Sprache, um die Unmenschlichkeit der Situation und nicht zuletzt die des eigenen Handelns zu relativieren.

Rückführung (klingt sanft wie eine Sommerbrise) oder Auffanglager (fast könnte man meinen, Flüchtlinge würden dort kichernd und freudestrahlend Fangen mit der libyschen Küstenwache spielen) … Man kämpft immer gegen die Migration (abstrakter Begriff, keine emotionale Färbung), niemals gegen die Migranten. Man verhandelt mit Nicht-EU-Partnern, um das Elend immer weiter von der EU-Außengrenze auszulagern: in Libyen, Marokko, Tunesien, wo die Geflüchteten unter mittelalterlichen Bedingungen in Gefängnissen ausharren müssen, zu Sklavenarbeit gezwungen und nicht selten im Rahmen der so genannten „Rückführung“ in der Wüste ausgesetzt werden. Da kann die EU sich sogar empören, den moralischen Finger erheben und irgendwas von Menschenrechten schwafeln. Aber hey, alles halb so wild, solange der Bürger nicht unnötig beunruhigt ist.

Schaut bitte nicht weg.

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Alle acht Wemeze-Beiträge zum Thema Desinformation hier: alla-leshenko.de/desinformation

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